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28.12.2020

Auslandssemester in Zeiten von COVID-19

Ein Auslandssemester während der Corona-Pandemie? Drei Studierende berichten von ihren Erfahrungen.

Bereits im Frühjahr berichteten wir darüber, wie der COVID-19 bedingte Lockdown den Studienalltag an der WHU – Otto Beisheim School of Management verändert hat. In dieser außergewöhnlichen Situation begannen einige Monate später die Auslandssemester vieler Studierender. Doch wie gestaltet sich ein Auslandssemester zu Zeiten einer Pandemie, die unseren Alltag so grundlegend verändert?

Hybrides Auslandssemester in Südkorea

Kira ist ein Beispiel dafür, dass ein Auslandssemester auch im von COVID-19 überschatteten Jahr 2020 gelingen kann. Die Bachelorstudentin hatte sich bereits vergangenes Jahr dazu entschieden, ihr fünftes Bachelorsemester an einer der größten Universitäten Südkoreas zu verbringen. An der Korea University belegt sie seit Ende August Kurse im Fachbereich Business Administration und wurde schnell Teil des dortigen Studentenlebens. Wie die 21-Jährige sich erinnert, hat sie großes Glück gehabt, überhaupt nach Korea fliegen zu können: Viele Studierende anderer Universitäten hätten erst gar nicht einreisen können und würden nun online an den Vorlesungen teilnehmen. Auch wenn Südkorea das Virus im internationalen Vergleich lange Zeit gut unter Kontrolle hatte, sind Kiras Vorlesungen zumeist hybrid. Auf dem Campus gäbe es neben einer allgemeinen Maskenpflicht in den Hörsälen nur eingeschränkte Kapazitäten, und Lernräume würden bereits am späten Nachmittag schließen. Sie und ihre Kommilitonen würden daher häufig in die für Korea typischen 24-Stunden-Cafes ausweichen und ihre Vorlesungen bei einem Glas Chai-Tee vorbereiten.

Integraler Bestandteil eines Auslandssemesters ist neben den eigentlichen Universitätskursen jedoch auch das Kennenlernen einer anderen Kultur, was definitionsgemäß den Austausch mit und Kontakt zu Menschen voraussetzt. In Zeiten einer Pandemie ist dies aber keine Selbstverständlichkeit. Paradoxerweise sagt Kira jedoch, dass sie Südkorea aufgrund der aktuellen Situation vielleicht sogar noch besser kennenlerne: „Korea und Seoul haben super viel zu bieten“, erzählt sie begeistert. Um die Ausbreitung der Pandemie zu verhindern sehe sie von einer Reise in andere asiatische Länder ab und erkunde vornehmlich die Umgebung. Zurzeit wäre Südkorea nämlich besonders unverfälscht, da die geltenden Einreisebeschränkungen einen Touristenansturm verhindern.

„Remote-Vorlesungen“ aus Deutschland

Eine ganz andere Erfahrung macht Tibor während seines Auslandssemesters. Er entschied sich für die Kansas University im gleichnamigen US-Bundesstaat. Im Gegensatz zu Kira war es ihm aufgrund der von der US-Regierung erlassenen Einreisebeschränkungen jedoch nicht möglich in die USA zu reisen und sein Semester vor Ort zu absolvieren. Anstelle dessen ist er bei seiner Familie in Deutschland und belegt Online-Kurse. Zwar würde sich seine Universität große Mühen geben, den fehlenden persönlichen Austausch durch virtuelle Events auszugleichen, doch wäre dies nicht mit einem Semester vor Ort zu vergleichen. „Ein Auslandssemester lebt von den Interaktionen mit Leuten“, meint er. Eines seiner Highlights wäre daher das erste Kennenlernen seiner Kommilitonen in Kansas gewesen. Alle einmal virtuell zu sehen, hätte ihm zumindest kurzzeitig das Gefühl eines tatsächlichen Auslandssemesters gegeben. Auf ein im Ausland stattfindendes Auslandssemester möchte Tibor dennoch nicht ganz verzichten. Schon jetzt überlegt der 23-Jährige während seines Masterstudiums ein Semester lang in den USA zu studieren.

Ein alternierendes Kurssystem in Madrid

Theresa hatte wiederum mehr Glück, als sie sich vergangenes Jahr für Madrid entschied. Zwar war die spanische Hauptstadt diesen Sommer einer der „Corona-Hotspots“, die Situation hat sich durch einen umfassenden Lockdown in den Folgemonaten jedoch stark verbessert. Vor ihrer Ausreise nach Madrid war Theresa dennoch ziemlich verunsichert und wusste nicht, was sie erwarten würde. Vor Ort fühle sie sich nun aber sehr sicher und erlebe sogar so etwas wie ein „Auslandssemester-Feeling“. Ähnlich zu Korea gäbe es in Spanien eine allgemeine Maskenpflicht und Abstandsgebote, berichtet sie. In ihrer Gastuniversität würden zwischen jeder Kurseinheit die Hörsäle und Seminarräume desinfiziert und in das Gebäude wären sogar neue Zugänge eingebaut worden. 

Trotz aller Vorkehrungen wird auch bei Theresa in einem hybriden System unterrichtet, bei dem Studierende nur jede zweite Woche am Campus sein dürfen. Auch wenn Austauschstudierende momentan nicht viel unternehmen können, empfiehlt Theresa eine „positive Haltung“ zu wahren und so viel wie möglich auszuprobieren. So trat sie einem Lauf-Club bei und habe in den vergangenen Monaten intensiv Spanisch gelernt, was ihr wiederum ermöglicht, die spanische Kultur besser kennenzulernen. In Summe, so sagt die Bachelorstudentin, habe sie gelernt „die kleinen Momente zu schätzen“. Sie würde zwar weniger Studierenden begegnen, dafür aber umso engere Freundschaften schließen können und somit ein richtiges Auslandssemester erleben.

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